... von Malaysia ins Mittelmeer ...
Flaschenpost Nr. 9

 

Ahoi liebe Seebären und Landratten,

seit der letzten Flaschenpost aus Singapur bin ich mal wieder ein großes Stück Richtung Heimat gekommen. So viel Strecke in so kurzer Zeit musste Daphne auf der Weltumseglung bislang noch nie schaffen. Für den Indischen Ozean ist das beste Wetterfenster Januar/Februar, für das Rote Meer März/April. Und da wir unterwegs durch Gebiete mussten, in denen Piraten aus Somalia und Huthi-Rebellen aus dem Jemen ihr Unwesen treiben, war es uns ganz recht, diesmal etwas zügiger unterwegs zu sein. Auch wenn die Zeit gerade für Sri Lanka und vor allem die Malediven schon arg kurz war.

Inzwischen ist Daphne sicher im Mittelmeer gelandet, aber der Weg dorthin war tatsächlich extrem anstrengend und rückblickend auch das gefährlichste Teilstück. Zum Beispiel hatten wir eine unheimliche Begegnung mit einem vermeintlichen Piratenboot und sahen vor der jemenitischen Küste rätselhafte Lichtblitze am Nachthimmel – vermutlich abgeschossene Drohnen oder Raketen. Ständig trafen wir auf Kriegsschiffe oder sahen Kampfjets und Hubschrauber. Zu allem Überfluss kündigte mir meine Bootsversicherung, die Haftpflicht und Vollkasko für das Rote Meer.

In Djibuti verbrachte ich drei Wochen, um auf den richtigen Wind zu warten und nutze die Zeit zum Ausruhen, Diesel und Proviant bunkern sowie einem wundervollen Ausflug. Außerdem gab es einen Crewwechsel: Stephan flog heim und Daniel kam an Bord.

Bei der Weiterfahrt mussten wir um Eritrea einen Bogen machen, da dort gelegentliche Yachten aufgebracht werden – Freunden von uns, die eine Woche vor uns losfuhr, wurde mit einer AK47 über die Köpfe geschossen. Dies bedeutete aber auch 5 Tage Überfahrt und ausgerechnet da bekam ich einen Hexenschuss. Trotzdem musste ich nachts an den Mast, um das zweite Reff ins Großsegel zu setzen – der Wind hatte von 25 auf 35 Knoten aufgefrischt. Dank diverser Schmerztabletten habe ich es zwar irgendwie hinbekommen, aber das Segel schlug bei dem Manöver so heftig hin und her, dass sich eine Segellatte hinter einer Want verfang und in der Folge verloren ging. Die Minuten in denen ich das halb gereffte, wild umher flatternde Segel weder hoch noch runterbekam, erschienen mir wie Stunden. Ich wollte einfach nur noch nach Hause. Oder wenigstens in eine ordentliche Marina. Doch die erwartete uns erst über 1.000 Seemeilen weiter im Suezkanal.

Im Sudan verlebten wir dann zwei entspannte Wochen – glücklicherweise weit weg vom dortigen Bürgerkrieg mit herrlichen Ankerplätzen. Für Ägypten hingegen hatten wir nur ein Transitvisum, sodass wir 5 Wochen nicht vom Boot durften, auch nicht ins Wasser oder zu Nachbarbooten. So lange war ich noch nie ununterbrochen auf Daphne – noch nicht einmal bei den langen Ozeanüberquerungen.

Mitten im Roten Meer hatten wir eines Nachts Wassereinbruch an Bord, ohne zunächst die Ursache zu entdecken und rechneten schon mit dem Schlimmsten. Hier die ganze Story.

Aber auch ohne Havarie war das Rote Meer ziemlich unbequem. Viel Wind von vorne, schlechte Versorgungslage, Beinahe-Kollisionen mit Fischern und auch in den Ankerbuchten immer viel Wind mit Sand im Gepäck. Durch den Suezkanal ging es dann in zwei Tagen ins Mittelmeer, was auf den letzten Seemeilen dann auch ziemlich ungemütlich wurde. Nur mit dem Umweg über Rhodos erreichten wir unser eigentlich Etappenziel Kreta. Beim Segeln kommt es eben immer anders, als man denkt. Alles in allem war es eine Etappe der Extremen und ich bin heilfroh wieder in „Good Old Europe“ zu sein.

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Liebe Grüße - Michael

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