Nachdem ich die beiden Weltumsegler Uta und Micha seit Ihrem Start 2019 von der Seitenlinie aus beobachtet habe, war meine Zeit auf Daphne 2022 nun endlich gekommen. Wie sich später herausstellte auch noch in einem der schönsten Segelreviere des Süd -Pazifiks, von den Fidschi Inseln über Vanuatu, Neu Kaledonien nach Australien. Aber der Reihe nach.


Uta kannte ich schon lange aus einem früheren Leben und wir hatten immer mal wieder lockeren Kontakt. Da ich selbst auch Segler bin, intensivierte sich dieser vor und während Ihrer Reise wieder. Micha kannte ich, bis auf ein gemeinsames Abendessen vor seiner Abreise nach Französisch Polynesien im Frühjahr dieses Jahres kaum. So war ich doch schon einigermaßen aufgeregt, als ich am 30. September nach vielen Tausend Kilometern in Nadi auf einer der Hauptinseln Fidschi’s aus dem Flieger stieg. Nach 3 Tagen der Akklimatisierung ging es dann am 03. Oktober in Suva der Hauptstadt zu den beiden an Bord. Es war sehr angenehm für mich, dass Uta unsere Kennenlernphase noch einige Tage bis zu Ihrer Heimreise begleitet hat, bevor es für Micha und mich dann losging.


Das Segeln durch Riffe entlang der Küsten und Inseln in dieser Region ist einfach atemberaubend. Traumhafte Ankerbuchten umgeben von Dschungel in allen nur denkbaren Grüntönen belohnen einen am Abend nach einem schönen und manchmal auch anstrengenden Segeltag. So ging es weiter, bis wir am 19.10.22 nach Vanuatu aufbrachen, es war stabiler Passat aus Südost angesagt, tatsächlich wehte aber am ersten Tag eine steife Brise aus Südwest. Dies bedeutete unkomfortables am Wind segeln, wovon die Fische jedoch durch zusätzliches Futter profitierten.

Wir mussten im Laufe unserer Reise immer wieder feststellen, dass die Wettermodelle auch kurzfristig oft sehr ungenau waren, diese Beobachtung bestätigten später auch die Insulaner auf Tanna ( Vanuatu). Wir persönlich hatten dadurch nur einige schlechte Segeltage, aber die Tannaer verloren inzwischen ganze Ernten, da der dort aktive Vulkan Yasur seine giftige Asche nun auch in landwirtschaftliche Anbaugebiete schickt, was bisher noch nie der Fall gewesen war. So bekam für uns das Paradies doch kleine Risse und es wurde auf ein...fast...heruntergestuft. Es ist völlig klar, dass die Auswirkungen des Klimawandels auch vor Regionen nicht haltmachen, welche überhaupt nicht an seiner Entstehung mitwirkten. Mich hat diese Erkenntnis als Bewohner eines Industrielandes vorher noch nie so betroffen gemacht.


Auf Tanna (Vanuatu) hatten wir, ohne es vorher zu ahnen, mit Port Resolution und dem gleichnamigen Dorf dahinter den Höhepunkt unserer Reise erreicht.
Es kam uns vor, als seien wir in einer Zeitkapsel rückwärts gereist und Captain Cook hat mit seiner Resolution die Bucht erst einige Tage vor uns verlassen.
Das einzige, was sich seitdem geändert hat ist, dass die Bewohner bekleidet sind und man auf den mit Palmmatten gedeckten Dächern öfter ein kleines Solarpanel entdecken kann. Die Bewohner waren von Anfang an sehr freundlich und offen uns gegenüber, wir konnten uns dafür mit kleineren Reparaturen z.B. an Wasserbehältern und Solaranlagen revanchieren und waren so nach einer Woche vollkommen adoptiert. Wir verbrachten dort eine sehr schöne und intensive Zeit des Austausches mit den Bewohnern. Ein weiterer Höhepunkt war die völlig unberührte Küstenlandschaft in der Gegend und natürlich die Besteigung des aktiven Vulkans Yasur, was einem Blick in die Hölle schon sehr nahekam.


Nach 10 Tagen Vanuatu starteten wir am 03.11. dann nach Neu Kaledonien, auch dort hatten wir eine gute Zeit mit weitgehend europäischer Infrastruktur und netten Gesprächen mit anderen Langfahrtseglern. Am 20.11. ging es dann ab nach Australien, nach 8 Tagen und Nächten erreichten wir früh um 5.30 Uhr glücklich den Einklarierungsbereich in der Marina Bundaberg. Dies war bisher meine längste Passage auf See, aber auch die Erste, bei der ich gern noch ein paar Tage dran gehangen hätte. Auch eine Erfahrung, die ich mir vorher nicht vorstellen konnte.
Fazit: Danke Micha und Uta, dass ich diese Erfahrungen machen durfte, ohne selbst auf eigenem Kiel bis dorthin reisen zu müssen. Fidschi und Vanuatu bekomme ich seitdem nicht mehr aus meinem Kopf und muss wohl irgendwann noch einmal dorthin. Neu Kaledonien und Australien sind in meinen Ausführungen etwas zu kurz gekommen und dies mit Sicherheit zu Unrecht. Auch dort trafen wir auf tolle Landschaften und Erlebnisse, insbesondere Sydney zum Abschluss war atemberaubend schön.
Tja Micha jederzeit wieder, wäre ja fast schön geworden!