Bei den “Wald-Menschen” auf Borneo

Borneo ist die drittgrößte Insel der Erde und ein absoluter Hotspot für Artenvielfalt. Schon bei den Planungen zu unserer Tour war es deswegen für mich eines der größten Wunschziele. Vor allem natürlich wegen der faszinierenden Orang-Utans, die nur dort, sowie auf Sumatra leben.

Für die Begegnung mit ihnen, haben wir Daphne für zwei Tage verlassen und sind mit einem Guide per Hausboot den Sekonyer River entlanggefahren. Neben den großen Menschenaffen gab es noch viele andere Tiere und Pflanzen zu bestaunen, und auf einer Wanderung nach Sonnenuntergang ging es in das Reich der Nachtaktiven. Dieser Ausflug wird uns noch lange in Erinnerung bleiben – vor allem natürlich die Begegnungen mit den Waldmenschen (Orang=Mensch, Utan=Wald).

Um die Menschenaffen in freier Wildbahn zu erleben, mussten wir allerdings in einen geschützten Nationalpark. Borneos Wildnis ist erheblich von Umweltzerstörung bedroht. Vor allem durch die legale und illegale Rodung von Urwäldern für Palmöl-Plantagen. Man findet sie fast überall auf der Insel. Mehr und mehr fressen sich die Plantagen in die Wildnis. Über die Hälfte des weltweit produzierten Palmöls stammte 2022/23 aus Indonesien, ca. 46 Millionen Tonnen. Und natürlich haben auch wir erheblichen Anteil daran. Einer der größten Importeure von Palmöl ist die EU, und allein Deutschland importierte im Jahr 2022 fast eine halbe Million Tonnen.

Mehr als die Hälfte aller Produkte in unseren Supermärkten enthält Palmöl und circa ein Drittel der bei uns verbrauchten Menge geht auf das Konto der Beimischung in Kraftstoffen. Bio-Sprit, heißt es dann beschönigend. Doch was ist die Alternative? Bis zum Umstieg auf 100%-Elektromobilität doch wieder mehr Erdöl fördern? Wohl kaum. Und würde man das Palmöl in Schokolade, Kosmetika und allen weiteren Produkten durch andere Öle ersetzen, sähe die Umweltbilanz noch schlimmer aus, da die Palmölpflanze mit über 10 Liter/ Hektar einen vergleichsweise geringen Flächenbedarf hat.

Mit dem Lieferkettengesetz hätten wir eigentlich ein Werkzeug, um zu gewährleisten, dass ökologische Standards eingehalten werden. Nur sind Gesetze meist erst dann wirksam, wenn es auch entsprechende Kontrollen und Sanktionen gibt. Dies ist in vielen Ländern jedoch durch die politischen Systeme und intransparente Unternehmensstrukturen nahezu unmöglich. Auch als Konsumenten stehen wir vor diesem Problem, wenn wir versuchen, Produkte zu vermeiden, die nicht den nötigen Standards entsprechen. Es bleibt die Forderung an die Politik, noch stärker die Einhaltung von Vorschriften zu kontrollieren und gegebenenfalls zu sanktionieren.

Im Februar besuchte Wirtschafts-Staatssekretär Michael Kellner mit einer Delegation deutscher Unternehmerinnen und Unternehmer Indonesien. Dass dieser Besuch auf Borneo stattfand, unter anderem auch im „Biodiversity Center Sarawak“, lässt hoffen, dass neben „Investment Opportunities in Sarawak“ (Zitat indonesische Presse) auch Umweltthemen eine Rolle spielten. Damit hier nicht auch noch die letzten Paradiese zerstört werden.

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